Zweisprachiger Kindergarten ist Ziel der Initiative

 

Deutsch-Russisches Zentrum stellt Pläne vor – Frankfurter berichten im Kreisausländerbeirat über gute Erfahrungen – Unterstützer gesucht

Kreis Giessen (elf). Zentrales Thema des Ausländerbeirats in den Räumen der Kreisverwaltung Gießen; Bilinguale Kindergärten. Julia Zabudkin, Gründerin und Geschäftsführerin der bilingualen Kindergärten und Krippen Nezabudka aus Frankfurt, berichtete von Erfahrungen. Träger sei der Verein „Slowo“, der seit elf Jahren in Frankfurt tätig sei, Slowo habe 600 Mitglieder.

In Frankfurt gebe es drei Einrichtungen, in der russisch- und deutschsprachige Erzieher arbeiten und in welche auch deutsche Familien ihre Kinder bringen, sagte die ausgebildete Diplom Sozialpädagogin.

Kein Kind, das bisher durch die bilingualen Kindergärten gegangen sei, sei aufgrund mangelnder Deutsch-Kenntnisse zurückgestuft worden, sagte Zabudkin. Wert lege man etwa auf musikalische Früherziehung, die mittägliche Zeit des Ruhens, deutsche und russische Theater oder demokratische Früherziehung. Das Konzept sei zudem nicht starr, sondern werde permanent weiter entwickelt. Lydia Belov-Hahn, stellvertretende Geschäftsführerin der Elterninitiative des Deutsch-Russischen Zentrums „Integration, Bildung, Sozial, Kultur“ (DRZ IBSK) in Gießen sprach im Anschluss zu konkreten Ideen zur Bildung eines bilingualen Kindergartens im Giessener Landkreis. Das DRZ IBSK, 2006 gegründet, konfessionell ungebunden, mit 160 Mitgliedern, plane ein bilinguales Familienzentrum mit Fachkräften mit russischer und deutscher Muttersprache, die mit den Kindern in deren Muttersprache sprechen. Die Sprache und Werte beider Kulturen solle, so Belov-Hahn, vermittelt werden. „Wir wollen kein russische Ghetto“, sagte Belov-Hahn. Zielgruppen seien Kinder aus binationalen- und Migrantenfamilien, außerdem monolinguale deutschsprachige Stadtteilkinder aus Gießen und aus dem Landkreis.

Mehrsprachigkeit, so führte die Referentin an, sei ein Schlüssel für die Kommunikationsfähigkeit. Zudem sei nachgewiesen, sagte die Vertreterin des DERZ IBSK, dass die Mehrsprachigkeit Kinder nicht überfordere, sondern fördere. Dies mache die Kinder sprachlich wendiger, geistig beweglicher und toleranter gegenüber anderen Kulturen. Die ersten Lebensjahre bis zum Eintritt in die Grundschule seien wichtig für die spätere Lernkompetenz der Kinder.

Ebenfalls, so Belov-Hahn, sei erwiesen, dass die Muttersprache wichtig sei für den Erwerb einer weiteren Sprache. Belov-Hahn sagte, Bildung sei ein wichtiger Schlüssel für die Integration.

Gießen, erklärte die stellvertretende Geschäftsführerin, habe keinen Bedarf an Kindergarten- und Krippenplätzen. Doch Freie Träger könnten eine Platzkostenerstattung für Giessener Kinder bekommen, wenn man eine gültige Betriebserlaubnis habe. Man könne mit 30 Kindern aus Gießen und dem Landkreis starten. Räumlichkeiten seien in der Stadt Gießen in Aussicht. Gebraucht werden nun, sagte Belov-Hahn, ein Investitionszuschuss, eine Garantie, beziehungsweise Bürgschaft für die Mieträume, sowie eine Kostenerstattung für Kinder aus dem Landkreis. Van Slobbe sagt, dass die Gemeinden des Landkreises freiwillig für die Kinder zahlen könnten, die aus deren Gemeinden kämen, wenn diese von ihren Eltern in einer solchen Einrichtung angemeldet würden. Wenn die Bürgermeister allerdings sagten, dass sie keine weiteren Plätze bräuchten, seien sie dazu nicht verpflichtet. Eine mögliche Unterstützung etwa durch die Landrätin, sehe er dennoch als hilfreich an.

Gießener Anzeiger, 09.06.2012